Wie Gesundheits-, Ernährungs- und Fitness-Influencer mit „Scheinexpertise“ den Content-Markt dominieren

Wie Gesundheits-, Ernährungs- und Fitness-Influencer mit „Scheinexpertise“ den Content-Markt dominieren

In der Welt von Instagram, YouTube und TikTok gibt es kaum ein Thema, das so viele Menschen anspricht wie Gesundheit, Ernährung und Fitness. Von leckeren Smoothie-Bowls bis hin zu schweißtreibenden Home-Workouts – die Influencer versprechen Wohlbefinden, Fitness und ein gesünderes Leben. Aber hinter der glänzenden Fassade steckt oft eine wenig fundierte „Expertise“, die aus dem Internet und anderen Quellen zusammengetragen wird. Die Inszenierung als Experte ist dabei ein entscheidender Bestandteil ihrer Selbstvermarktung. Das eigentliche Ziel: Nicht das Wohl der Follower, sondern die tägliche Produktion von Content, um relevant zu bleiben und kommerzielle Interessen zu verfolgen.

Content um jeden Preis: Tägliche Inszenierung ohne Tiefe

Ein typisches Beispiel: Ein Influencer veröffentlicht ein neues „gesundes Rezept“. Das Gericht sieht perfekt inszeniert aus, die Zubereitung wirkt simpel und natürlich wird es als ultimativ gesund vermarktet. Doch die Realität sieht oft anders aus. Dieses Rezept wurde wahrscheinlich nicht selbst entwickelt, sondern einfach irgendwo auf Google gefunden oder von einem anderen Influencer abgeschaut. Es gibt hunderte solcher „Health-Influencer“, die sich gegenseitig imitieren, aber es als ihre eigene Kreation präsentieren.

Noch problematischer wird es, wenn sie dann den angeblichen „Mehrwert“ durch Health-Claims vermitteln. Die Zutaten des Rezepts werden mit wissenschaftlich klingenden Aussagen angereichert – etwa „Spinat enthält viel Eisen und stärkt die Muskeln“ oder „Avocado ist reich an gesunden Fetten und gut fürs Herz“. Was dabei verschwiegen wird, ist, dass diese Aussagen oft nur oberflächliche Google-Recherchen sind oder sogar mithilfe von ChatGPT oder anderen KI-Tools generiert werden. Diese Informationen sind vielleicht nicht falsch, aber sie werden so vorgetragen, als sei es tiefes, persönliches Expertenwissen, obwohl der Influencer dieses Wissen oft nur ein paar Minuten vor dem Video selbst recherchiert hat.

Fitness-Influencer: Experten auf Knopfdruck

Ähnlich läuft es bei Fitness-Influencern. Statt sich auf fundiertes Wissen oder gar eine Ausbildung im Bereich Sportwissenschaft zu stützen, wird einfach das Internet nach neuen Übungen durchforstet. Workouts werden präsentiert, die oft keinen wissenschaftlichen Hintergrund haben oder sogar falsch ausgeführt werden. Doch die Follower bekommen den Eindruck, dass diese Übungen „gut für den Muskelaufbau“ oder „perfekt zur Fettverbrennung“ seien. Komplexe Zusammenhänge, wie etwa die richtige Ausführung von Übungen, Trainingsintensität oder die korrekte Regeneration, werden oft völlig ignoriert.

Problematisch wird es dann, wenn die Follower diese Workouts nachmachen, ohne zu verstehen, dass sie sich damit vielleicht sogar schaden. Der Influencer dreht sein Video oft einfach „für den Content“ – aber Risiken wie Verletzungen durch falsch ausgeführte Übungen oder Überlastungen werden meist völlig außer Acht gelassen. Denn der Fokus liegt nicht darauf, dir langfristig bei deiner Gesundheit zu helfen, sondern darauf, dir etwas zu zeigen, das gut aussieht und sich leicht nachmachen lässt.

Die Illusion der Allwissenheit: Experten ohne Qualifikation

Es ist erschreckend, wie viele dieser Influencer sich als „Experten“ inszenieren, ohne jemals eine qualifizierte Ausbildung in den Bereichen Gesundheit, Ernährung oder Fitness durchlaufen zu haben. Doch genau das ist Teil ihrer Strategie: Durch die tägliche Produktion von Content und die kontinuierliche Präsenz in sozialen Netzwerken erzeugen sie den Eindruck, als hätten sie umfassendes Wissen in ihrem Gebiet. Sie posten regelmäßig „Fakten“ und „Tipps“, die sie in Wahrheit oft nicht selbst verstehen, sondern einfach aus dem Netz oder von anderen Influencern übernommen haben.

Nehmen wir zum Beispiel einen Ernährungs-Influencer, der behauptet, du solltest täglich einen speziellen Smoothie trinken, weil er angeblich „entgiftend“ wirkt. Diese Detox-Mythen sind wissenschaftlich längst widerlegt, werden aber dennoch von vielen Influencern weiterverbreitet. Sie verstehen nicht, dass der menschliche Körper keine Entgiftung durch Smoothies benötigt, weil Leber und Nieren diese Aufgabe übernehmen. Aber der Begriff „Detox“ klingt für viele Menschen gut – und das ist es, was zählt.

Kommerzielle Interessen stehen im Vordergrund

Ein weiterer, oft übersehener Aspekt ist der kommerzielle Anreiz. Viele Influencer haben langfristig Verträge mit Marken und Firmen, die sie dazu verpflichten, regelmäßig Produkte zu bewerben. Diese Produkte werden dann in die täglichen Posts eingebaut, oft versteckt als „natürliche Empfehlung“. Die Zuschauer bekommen das Gefühl, dass der Influencer dieses Produkt wirklich nutzt und gut findet, doch in Wirklichkeit ist das eine bezahlte Werbekooperation.

Hier zeigt sich ein weiteres Problem: Die eigentlichen Interessen der Influencer liegen nicht bei der Gesundheit ihrer Follower, sondern darin, ihre Reichweite zu halten und ihre Partnerschaften zu pflegen. Täglich müssen neue Posts, Reels und Stories her, damit der Algorithmus sie nicht „bestraft“ und ihre Reichweite sinkt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Ratschläge sinnvoll oder fundiert sind – Hauptsache, der Content fließt und die Followerzahlen bleiben stabil.

Die Risiken für Follower

Für Follower kann diese Scheinwelt ernsthafte Konsequenzen haben. Sie vertrauen auf die angeblichen Experten und glauben, dass diese Menschen tatsächlich wissen, wovon sie sprechen. In Wirklichkeit folgen sie jedoch oft fragwürdigen Ratschlägen, die langfristig sogar schädlich sein können:

  1. Mangelernährung und falsche Gesundheitsversprechen: Viele Influencer setzen auf extreme Diäten oder „Superfoods“, die vermeintlich die ultimative Gesundheit versprechen. Doch wer sich nur auf exotische Pulver und Nahrungsergänzungsmittel verlässt, kann schnell in eine Mangelernährung rutschen, weil wichtige Nährstoffe fehlen.
  2. Fitnessfehler und Verletzungsrisiken: Bei den Fitness-Influencern geht es noch um einiges gefährlicher zu. Wer sich regelmäßig an falsche Übungsanweisungen hält oder Trainingsmethoden übernimmt, die nicht zur eigenen Fitness passen, riskiert Verletzungen oder Überlastungen. Diese werden selten thematisiert, weil sie den positiven Content-Fluss stören würden.
  3. Psychischer Druck: Viele Follower fühlen sich unter Druck gesetzt, den Lebensstil der Influencer nachzuahmen. Sie glauben, dass sie jeden Tag „perfekt“ essen oder trainieren müssen, um gesund und fit zu sein. Dieser Vergleich führt oft zu Frustration und Selbstzweifeln, weil sie die scheinbar mühelos inszenierte Lebensweise der Influencer nicht erreichen können.

Fazit: Die gefährliche Fassade der Influencer-Scheinexpertise

Influencer in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Fitness haben eine große Reichweite und oft einen erheblichen Einfluss auf ihre Follower. Doch viele dieser „Experten“ sind in Wirklichkeit nichts weiter als Content-Produzenten, die sich mit oberflächlichen Recherchen aus dem Netz oder anderen Influencern füttern. Ihre Ratschläge und Tipps sind nicht fundiert, sondern dienen lediglich dem täglichen Algorithmus-Kampf, um relevant zu bleiben.

Für dich als Follower ist es wichtig, diesen Mechanismus zu durchschauen. Sei kritisch, hinterfrage die Expertise von Influencern und verlasse dich nicht blind auf ihre Ratschläge. Gesundheit ist komplex und individuell – und sollte nicht von Leuten bestimmt werden, die vor allem daran interessiert sind, ihr Gesicht regelmäßig in die Kamera zu halten.

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